Früher rauchten nicht nur die Köpfe, sondern auch der ein oder andere Gegner am Schachbrett. (Von Zigarette, Zigarre und Pfeife war da alles dabei.)
Die Erkenntnis, daß auch Passivrauchen schädlich ist, begann sich langsam durchzusetzen. Der Schachverband führte 1987 ein Rauchverbot ein, das für alle Verbandsspiele galt. An den Spielabenden selbst durfte im Vereinsheim aber weiterhin geraucht werden.
Auf der Hauptversammlung 1990 wurde gegen ein generelles Rauchverbot am Spielabend gestimmt, die Raucher versprachen noch mehr Rücksicht zu nehmen. Was uns daraufhin die Lüftungsanlage im Vereinsheim bescherte.
In der Vereinszeitung Rohr-Spatz finden sich zwei Beiträge: Pro und Contra Rauchverbot.
Rauchverbot !?
Der Schachverband hat es beschlossen
wer Rauchen hat bisher genossen,
muß es in Zunkunft unterlassen
bei Mannschaftskämpfen – überlassen
bleibt jedem doch sich so zu wehren,
das Schachspiel gänzlich aufzuhören,
denn so entwöhnt man Raucher nie
von Ihrer Sucht, der Rauch-Manie.
Es stinkt nicht nur der kalte Rauch,
den Funktionären stinkt es auch,
daß Passivraucher notgedrungen
mit Rauch befüllen ihre Lungen,
denn wie in neuesten Berichten
soll sich die Annahme verdichten,
daß Rauch den Nichtraucher verletzt,
wohl auf denn Volk – seid aufgehetzt!
Wer hetzt jedoch gegen Chemie,
die Auto-Abgas-Industrie,
die Schlote und den Schornstein drüben,
Vergiftung da, Verpestung hüben,
solange noch ein Auto fährt,
das nicht durch Kat ist bewehrt,
ist die Verletzung höher anzusetzen
als mit den Anti-Rauch-Gesetzen.
Wer raucht, weiß selber ganz genau,
daß Rauchen schädlich, Mann und Frau
sind trotzdem dieser Sucht erlegen
und brauchen sie zum Überlegen,
der Marathon von vier,fünf Stunden
am Schachbrett bleibt mit Rauch verbunden –
so wie man Traubenzucker braucht,
wenn Sportbelastung Körper schlaucht.
Beim Schach wird seit vielhundert Jahren
der Rauch von Nichtrauchern ertragen,
die gute Lüftung wird in Stätten
des Wettkampfs die Gesundheit retten,
Vernunft und Rücksicht – sollt man meinen
muß Rauch- und Nichtraucher vereinen.
Deshalb zum Schluß jetzt meine Bitte:
Rauch sei auch in der kleinsten Hütte!
Wolfgang Kolb,
starker Raucher seit 21 Jahren.
Gegengedichte erwünscht !!!
Das Gegengedicht
Als Nichtraucher begrüße ich natürlich jedes Rauchverbot. Daher entspreche ich auch gern dem Wunsch Ihres Herrn Wolfgang Kolb und widme Ihm und Ihnen mein Gegengedicht:
ROACHMATT (schwäbisch)
Wia mrs nemmt: Wear roachd, dear schdenkt!
Dear g’haert vrschosse, köpfd ond g’henkt,
ond nägged brooade, g’schbiaßd ond g’schonde,
mid de Füaß and Glock nuffbonde!
– ond nooo froogd mrn – ischr still –
obr nommol roache will!
RAUCHMATT (Übersetzung aus dem Schwäbischen)
Wie man’s nimmt: Wer raucht, der stinkt!
Der gehört erschossen, geköpft und aufgehängt,
und nackt gebraten, aufgespießt und geschunden,
mit den Füssen an die Glocke hochgebunden!
– und dann frägt man ihn – ist er still –
ob er nochmal rauchen will!
Albrecht Locher, Vaihingen